Gmunden als erstes von sieben Dekanaten ins Vorbereitungsjahr gestartet

Der Herbst ist für sieben Dekanate der Beginn eines ganz besonderen Arbeitsjahres: Sie werden als fünfte von insgesamt sechs Gruppen die Umsetzung der Pfarrstrukturreform auf dem Zukunftsweg mit dem Vorbereitungsjahr beginnen. Die Dekanate Gmunden, Reichersberg, Grein, Altenfelden, Windischgarsten, Altheim-Aspach und Enns-Lorch werden einen zweijährigen Prozess durchlaufen, an dessen Ende die neuen Pfarren als pastorale Räume mit Pfarrteilgemeinden stehen. Sie profitieren dabei von den Erfahrungen von insgesamt 26 Dekanaten, die diesen Weg schon gegangen sind bzw. ihn gerade beschreiten.
In größeren Zusammenhängen denken, voneinander lernen
Den Auftakt der „fünften Gruppe“ von Dekanaten, die den Umsetzungsprozess starten, machte am 12. September 2025 das Dekanat Gmunden. Zum Dekanat gehören die Pfarren Altmünster, Bad Wimsbach-Neydharting, Gmunden, Gschwandt bei Gmunden, Laakirchen, Lindach, Neukirchen bei Altmünster, Ohlsdorf, Pinsdorf, Roitham am Traunfall, Steyrermühl und Traunkirchen.
Um den Pfarrwerdungsprozess kümmert sich ein Kernteam, das von Bernadette Hackl und Claudia Hössinger begleitet wird. Inhaltlicher Beauftragter ist Wilhelm Seufer-Wasserthal. Zum Kernteam, das den Prozess leitet, gehören Dechant Franz Starlinger, Dechant-Stv. Franz Trinkfass, Dekanatsassistent Martin Mitterwallner, Diakon Andreas Seidl, Dekanatsjugendseelsorgerin Jenny Gaßner, Martin Krammer (Pfarrgemeinderat Gmunden), Rudi Pülzl (Seelsorgeteam Steyrermühl und Vertreter im diözesanen Pastoralrat), Andrea Edthaler (Vertreterin der Sekretärinnen in der Dekanatskonferenz) und Walpurga Moser (Pfarrgemeinderat Neukirchen bei Altmünster).
Knapp 200 Vertreter:innen aus den 12 Pfarren des Dekanates Gmunden waren am 12. September ins Pfarrheim Laakirchen gekommen, um sich über den Prozess der Pfarrwerdung zu informieren und erste Schritte zum neuen Miteinander zu setzen. Für die lebendige musikalische Gestaltung der Veranstaltung sorgte der Singkreis Altmünster mit Band. Die Lieder und spirituellen Impulse brachten das Gottvertrauen zum Ausdruck, mit dem sich die Pfarren des Dekanats gemeinsam auf den Weg machen.
Dechant Franz Starlinger freute sich über das große Interesse an der Auftaktveranstaltung. In seinen Begrüßungsworten zeigte er sich von der Notwendigkeit der Pfarrstrukturreform überzeugt: „Ich glaube, dass es Sinn macht, in größeren Zusammenhängen zu denken, zu überlegen und zu handeln. Es ist sinnvoll, in manchen Bereichen Kooperationen einzugehen, voneinander zu lernen und andere teilhaben zu lassen an dem, was an einem Ort gelingt und sich bewährt hat.“ Der diözesane Leitsatz ‚Nah bei den Menschen, wirksam in der Gesellschaft‘ solle mithilfe der neuen Pfarrstruktur auch künftig verwirklicht werden können, so der Dechant.
„Auch in Zukunft flächendeckendes Netz von Pfarren in Oberösterreich“
Christoph Lauermann ist Ordinariatskanzler der Diözese Linz und seit Juli 2025 auch neuer Leiter der Stabsstelle Pfarrstruktur. Bei der Startveranstaltung in Gmunden – seine erste in der neuen Funktion – gab er grundlegende Informationen zur Struktur der zukünftigen Pfarre. Lauermann betonte, zur Organisation kirchlicher Gemeinschaften brauche es seit jeher Strukturen. Diese seien im Lauf der Geschichte stets an die Situation der jeweiligen Zeit angepasst worden. Die Kernfrage sei aber vielmehr: Wozu ist Kirche da? Darauf gab Lauermann eine mögliche Antwort: „Damit mehr Glaube, Hoffnung und Liebe in die Welt kommen – und damit möglichst viele Menschen erfahren, wie gut es Gott mit uns meint.“ Ein wesentlicher Aspekt der Pfarrstrukturreform sei, so Lauermann, dass es auch in Zukunft in Oberösterreich ein flächendeckendes Netz von Pfarren als kirchliche Gemeinschaften geben werde. Dieses Netz werde von Priestern, Diakonen, Seelsorgerinnen und Seelsorgern, hauptamtlich und ehrenamtlich engagierten Gläubigen gemäß ihren Berufungen, Beauftragungen und Charismen getragen.
„Was sich wandelt, das lebt“
Wilhelm Seufer-Wasserthal, der dem Dekanat in den nächsten beiden Jahren als inhaltlicher Beauftragter zur Verfügung steht, unterstrich die Notwendigkeit zu Veränderung: „Was sich wandelt, das lebt! Lassen wir uns darauf ein. Nehmen wir Altes mit, verändern wir es, fügen wir Neues hinzu, vertrauen wir darauf, dass unser Gott mit uns mitgeht.“ In seinen Gedanken griff der inhaltliche Beauftragte die drei Leitbegriffe auf, die für den diözesanen Zukunftsweg formuliert wurden: Spiritualität, Solidarität und Qualität. Die Spiritualität erläuterte Seufer-Wasserthal mit dem Bild einer Steinbrücke: „Sie hält rein durch das Gewicht der Steine und das gute Zusammenfügen von Großem und Kleinem. Entscheidend ist, wie wir das Grundmaterial zusammenfügen und daraus tragfähige Netzwerke bauen.“ Das Thema Solidarität erklärte er anhand des Blicks von einem Kirchturm in die Weite der Umgebung: „Vielleicht sollten wir alle nicht zum Kirchturm schauen, sondern vom Kirchturm hinunterblicken und überlegen, wie und wo unsere Unterstützung als Christen gebraucht wird. Wie wollen wir uns in die Gesellschaft solidarisch einbringen?“ Das Thema Qualität verglich Seufer-Wasserthal mit einem Altar, der von mehreren Figuren getragen wird. „Unser Glaube hält nur, weil wir alle zusammenhalten und miteinander tragen. Dies ist eine Qualität von Beziehung, die wir als Kirche aufbauen müssen. Jede und jeder trägt, hält und stützt.“
Vielfalt in der zukünftigen Pfarre ermöglicht Voneinander-Lernen
Die Auftaktveranstaltung war geprägt von viel Interesse, regem Austausch und einem guten Miteinander. In Gruppen diskutierten die Teilnehmenden mit Verantwortlichen aus der Diözese, aus dem Dekanat und aus Pfarren, die den Prozess bereits durchlaufen haben, verschiedene Aspekte der neuen Struktur: etwa die neue Rolle der hauptamtlichen Mitarbeiter:innen sowie Funktionen innerhalb der Seelsorgeteams, die in den Pfarrteilgemeinden der zukünftigen Pfarre Mitverantwortung in der Leitung übernehmen.
Außerdem wurde in den Gruppen gesammelt, was im Prozess berücksichtigt werden muss, wo Chancen gesehen werden und welche Kompetenzen zum neuen Miteinander beitragen werden. Als wesentlich für das Gelingen wurden Klarheit und Transparenz angesehen, ebenso ein achtsamer Umgang mit ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen sowie das Ernstnehmen von vorhandenen Ängsten. Als Chance wurde etwa die Vielfalt in den Pfarrgemeinden gesehen, die ein Voneinander-Lernen ermögliche, ebenso wie die bessere Vernetzung und die daraus entstehenden Synergie-Effekte. Einbringen können die einzelnen Pfarrteilgemeinden eine große Vielfalt an Erfahrungen und Stärken, Engagement und die Bereitschaft, sich auf diesen Weg einzulassen.
„Zusammen in die neue Struktur hineinwachsen“
Dekanatsassistent Martin Mitterwallner, der im Dekanat den Prozess koordiniert, zeigte sich nach der Veranstaltung zufrieden mit dem Auftakt. „Die Stimmung bei der Veranstaltung war sehr positiv. Jetzt freue ich mich darauf, dass wir zusammen in die neue Struktur hineinwachsen.“ Dabei seien auch die Erfahrungen des Dekanatsprozesses vor zehn Jahren hilfreich. „Das Motto von damals lautete: ‚Fürchte dich nicht! Mut zu neuen Schritten!‘ Dieses Motto möchten wir jetzt beim Pfarrwerdungsprozess weiterführen“, so Mitterwallner. Auch die Dekanatsvisitation durch Bischof Scheuer und sein Team 2018 habe geholfen, „zugleich den pastoralen Raum als großes Ganzes und einzelne pastorale Orte, also das Kleine, in den Blick zu nehmen“. Was ist dem Dekanatsassistenten selbst beim Prozess wichtig? „Die neue Struktur soll dabei unterstützen, dass die Pfarrgemeinden vor Ort lebendig bleiben und dass sich die Menschen dort wohl und zu Hause fühlen können.“
Die sieben Dekanate, die im Herbst 2025 den Umsetzungsprozess starten, sind:
- Dekanat Gmunden
mit den Pfarren Altmünster, Bad Wimsbach-Neydharting, Gmunden, Gschwandt bei Gmunden, Laakirchen, Lindach, Neukirchen bei Altmünster, Ohlsdorf, Pinsdorf, Roitham am Traunfall, Steyrermühl und Traunkirchen.
- Dekanat Reichersberg
mit den Pfarren Antiesenhofen, Geinberg, Gurten, Kirchdorf am Inn, Lambrechten, Mörschwang, Münzteuer, Obernberg am Inn, Ort im Innkreis, Reichersberg, Senftenbach, St. Georgen bei Obernberg am Inn, St. Martin im Innkreis, Utzenaich, Weilbach und Wippenham.
- Dekanat Grein
mit den Pfarren Bad Kreuzen, Dimbach, Grein, Klam, Pabneukirchen, Saxen, St. Georgen am Walde, St. Nikola an der Donau, St. Thomas am Blasenstein und Wadhausen.
- Dekanat Altenfelden
mit den Pfarren Altenfelden, Herzogsdorf, Kirchberg ob der Donau, Kleinzell im Mühlkreis, Lacken, Neufelden, Niederwaldkirchen, Obermühl, St. Martin im Mühlkreis und St. Peter am Wimberg.
- Dekanat Windischgarsten
mit den Pfarren Heiligenkreuz, Hinterstoder, Kirchdorf an der Krems, Klaus, Micheldorf, Nußbach, Schlierbach, Spital am Pyhrn, St. Pankraz, Steinbach am Ziehberg, Steyrling, Vorderstoder, Wartberg an der Krems und Windischgarsten.
- Dekanat Altheim-Aspach
mit den Pfarren Altheim, Aspach, Höhnhart, Kirchheim im Innkreis, Maria Schmolln, Mettmach, Moosbach, Mühlheim am Inn, Polling im Innkreis, Roßbach, St. Johann am Walde, Treubach und Weng im Innkreis.
- Dekanat Enns-Lorch
mit den Pfarren Asten, Enns-St. Laurenz, Enns-St. Marien, Hargelsberg, Hofkirchen im Traunkreis, Kronstorf, Niederneukirchen, St. Florian bei Linz, St. Marien, Weichstetten.
Zweijähriger begleiteter Übergangsprozess
Im ersten Jahr geht es im Wesentlichen darum, dass die Pfarrteilgemeinden innerhalb einer zukünftigen Pfarre Kirche weit denken, ein Wir-Gefühl entwickeln und als pastoraler Raum zusammenarbeiten. In jeder neuen Pfarre wird ein gemeinsames Pastoralkonzept erarbeitet, in dem Ziele und Schwerpunkte für das künftige seelsorgliche Handeln festgelegt werden. Gleichzeitig sollen die Leitungsämter von Pfarrer sowie Pastoral- und Verwaltungsvorstand bzw. -vorständin besetzt werden. Außerdem werden Mitglieder für die Seelsorgeteams in den Pfarrteilgemeinden und für den Pfarrlichen Pastoralrat gesucht.
Im Herbst 2026 beginnen die sieben Dekanate, unterstützt durch Bildungs- und Begleitprozesse, in der neuen Struktur zu arbeiten. Die rechtliche Gründung als Pfarre ist für 1. Jänner 2027 geplant. Die Umsetzung wird durch die Stabsstelle Pfarrstruktur unter der Leitung von Christoph Lauermann koordiniert.
Die Pfarrstrukturreform
Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrteilgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit (auch finanzieller Art) für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorgeverantwortlichen. Die gemeinsame Erarbeitung pastoraler Schwerpunkte in einem pfarrlichen Pastoralkonzept konkretisiert das Wirksamwerden von Kirche in Verkündigung, Gottesdienst, Diakonie und Gemeinschaft in der Pfarre und den Pfarrgemeinden.
Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständ:innen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten (Pastoral- und Verwaltungsvorständ:innen). Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.
Ziel der neuen Struktur ist es vor allem, einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Bischof Manfred Scheuer im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“
Mit den vier Pfarrgründungen am 1. Juli 2025 befindet sich nun bereits ein Drittel aller Dekanate in der neuen Struktur als neue Pfarren. Ein weiteres Drittel ist im Vorbereitungsprozess schon weit fortgeschritten; die Gründung von sechs weiteren neuen Pfarren ist für 1. Oktober 205 geplant.
Auch im letzten Drittel der Dekanate ist schon einiges an Informations- und Vorbereitungsarbeiten begonnen worden.